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Quer durch Bali

 

Sanur

Mein Weg zurück nach Bali führt mich nach Sanur. Das hatte ich als Ziel eigentlich nicht auf dem Schirm, es ist aber die günstigste Verbindung mit dem Boot. Es ist ein sehr touristischer Ort, ich treffe hier besonders viele Deutsche. Dennoch gefällt es mir als Abwechslung nach den Inseln gut. Genau das ist es auch, was ich am Backpacking so mag. Fast jeden Tag sehe ich neue Orte, mache neue Erfahrungen und sammle so viele Eindrücke. Niemals könnte das langweilig werden. Das ist genau meins, ich könnte mir eher nicht vorstellen, z.B. wie in Eat Pray Love jeweils 3 Monate an einem Ort zu bleiben. So viel Verschiedenes zu sehen, selbst innerhalb einer Insel, genau das ist es, was ich hier so sehr genieße.

 

Ich übernachte wieder in einem niedlichen Homestay bei Einheimischen. Diese Art der Unterkunft gefällt mir besonders, da ich einen Einblick in das tägliche Leben hier sowie viele Tipps bekomme.

 

Hier am längsten Strandabschnitt Balis gibt es unzählige Angebote, Restaurants, Bars, Geschäfte, Massagesalons. An meinem ersten Tag hier spaziere ich einfach nur am Strand entlang, genieße eine Fußmassage und freue mich den ganzen Tag Sand zwischen den Zehen zu spüren.

 

Am nächsten Tag laufe ich ein paar Kilometer nach Norden. Hier gibt es ein ehemaliges Festivalgelände, das Taman Festival. Seit 2000 geschlossen ist es heute ein Lost Place und ein sehr beliebter Ort für Künstler, viele haben sich hier mit Graffitis verewigt. Zudem ist es schön zu sehen wie sich die Natur das Gelände Stück für Stück zurückholt. Etwas unheimlich, aber auch sehr interessant, besonders für Fotografiebegeisterte.

 

 

Taman Festival

 

Aling Aling Wasserfall

Hier lege ich nur einen ganz kurzen, aber sehr schönen Zwischenstopp für eine Nacht ein. Ich übernachte in einer Bambushütte direkt am Reisfeld. Sie ist sehr einfach ausgestattet, aber mehr brauche ich nicht, als diese wunderschöne Umgebung. Ich mache einen Spaziergang zum Wasserfall und entlang des Flusses mit weiteren kleinen Wasserfällen. Die Landschaft hier ist wirklich ein Traum. Es regnet den ganzen Tag, sodass ich wieder fast allein bin. Den Rest des Tages verbringe ich in meiner Hütte, sitze am Eingang mit den Füßen im Reisfeld, genieße den Regen und einfach hier zu sein.

 

 

Nicht weit entfernt vom Aling Aling Wasserfall ist der Tamblingan See. Mein Homestay ist richtig weit abgeschieden von allem, es gibt weder einen Supermarkt, Geldautomaten noch Restaurants in der Nähe, kein Internet-Empfang und die Einheimischen sprechen auch kaum Englisch, sodass ich nur mit Händen und Füßen kommunizieren kann und zur Not meine Übersetzer-App benutze. Ich bin hier viel zu Fuß unterwegs und laufe so einige Kilometer. Direkt am Tamblingan See ist ein kleiner Tempel. Hier ist es richtig ruhig und idyllisch. Ich spaziere weiter in Richtung eines Aussichtspunktes. Auf dem Weg hält ein Guide und nimmt mich ein Stück mit. Zu Fuß wäre es auch wirklich weit gewesen. Bei einem Tee genießen wir die Aussicht über die Seen.

 

Dann möchte ich wieder zum Homestay zurück und Komang bietet an mich zu fahren. Er möchte aber unbedingt noch bei einem Kampf anhalten. Er ist so euphorisch, dass ich zustimme. Dort angekommen, erfahre ich, dass es sich um einen Hahnenkampf handelt. Sowas wollte ich eigentlich nie anschauen, nun bleibt mir aber nichts anderes übrig. Eigentlich mag ich es hier, da es eine Veranstaltung nur für Einheimische ist, kein einziger weiterer Tourist ist hier. Es gibt ein paar Buden, Komang empfiehlt mir in Teig gebackene Mangosteen, die wirklich lecker ist. Dann geht der Kampf los. Viele Hähne sind in Tüten gesperrt, die am Ring hängen. Die ersten beiden Hähne bekommen jeweils ein Skalpell an den Fuß gebunden. Die Zuschauer werden animiert und Einsätze eingesammelt. Für die Verhältnisse hier sind es verrückt hohe Summen. Einer der Hähne gehört Komang, er hat viele weitere Zuhause und tritt jeden Tag hier an. Das ist sein zweites Standbein und großes Hobby. Er ist völlig aufgeregt. Die Hähne werden nun aufeinander losgelassen und verletzen sich mit den Schnäbeln und besonders stark durch die Skalpelle. Der Ring ist voller Blut, die Zuschauer rufen alle durcheinander und wedeln mit Geldscheinen. Komangs Hahn ist verletzt und versucht aus dem Ring zu fliehen, mehrmals. Doch er wird immer wieder aufgehalten und auf den anderen Hahn gehetzt. Beide sind mittlerweile schwer verletzt. Nach einigen Minuten wird abgebrochen und entschieden: Komangs Hahn hat verloren. Ich hatte gehofft das war's, doch zur Strafe wird er getötet und eine Suppe daraus gekocht, die alle nach den Kämpfen verspeisen. Das soll Glück und Kraft bringen. Der 2. Kampf ist noch brutaler. Dabei verletzen sich die Hähne so stark, dass beide sterben. Ich muss mich sehr zusammenreißen. Komang und seine Freunde erfreuen sich sehr an diesem Blutbad. Jeden Tag verfolgen sie gespannt die Kämpfe, ähnlich wie ich die letzte Staffel Game of Thrones. Daher versteht er es auch nicht als ich sage, dass das sehr grausam ist. Zum Glück fragt er nach dem zweiten Kampf, ob wir gehen wollen. Er ist etwas niedergeschlagen, da er eine Menge Geld verloren hat.

 

Die Bilder beschäftigen mich wieder den ganzen Tag. Es ist noch schlimmer als das Schwein in Sidemen sterben zu sehen, denn das hatte wenigstens ein schönes Leben und kurzen Tod. Doch die Hähne so zu quälen, ist einfach schrecklich. Wie kann man nur so wenig Empathie besitzen? Gerade bin ich sehr froh, in einem so zivilisierten Land zu leben.

 

 

 

Munduk

Komang will mich am nächsten Morgen eigentlich abholen und zu meinem nächsten Zwischenstopp fahren. Nach einer halben Stunde sehe ich ein, dass er wohl nicht mehr kommt und muss daher per Anhalter fahren. Das wollte ich sowieso mal machen. Also eigentlich nicht so richtig per Anhalter, das würde hier eher nicht funktionieren. Ich schreibe mir ein Schild mit meinem Ziel und dem Preis, den ich dafür zahle. Das klappt ziemlich schnell. Nach wenigen Minuten hält ein Mädchen und nimmt mich mit. Nun muss ich doch Roller fahren, aber sie fährt sehr vorsichtig.

 

Im Hostel in Munduk angekommen, lerne ich die einzige weitere Backpackerin dort kennen, Franzi. Obwohl sie 10 Jahre jünger ist als ich, verstehen wir uns sehr gut, teilen viele Ansichten. Wir verbringen den Tag daher gemeinsam und schauen einige beeindruckende Wasserfälle an. Der Weg dorthin ist sehr anstrengend, lohnt sich aber. Auf dem Rückweg entspannen wir in einem süßen Café mitten im Dschungel. Später erkunden wir nochmal die Gegend um die Seen, spielen abends Karten und ich buche noch eine weitere Nacht in Munduk.

 

Leider haben wir entgegengesetzte Routen und müssen uns nach 2 Tagen verabschieden. Dadurch können wir aber auch noch einige Tipps austauschen.

 

 

Pemuteran

Der kleine Ort liegt weit im Nordwesten der Insel. Wieder sind hier kaum Touristen. Wajan aus meinem Homestay erzählt, dass es nicht nur an der Regenzeit liegt, sondern wohl aufgrund des Corona Virus in diesem Jahr besonders wenig Touristen kommen. 

 

Der Ort ist schön, es gibt für jeden was, Strände, Berge und einen Nationalpark. Zum Sonnenaufgang wandere ich mit Wajan zum Tempel in den Bergen, Pura Batu Kursi. Leider ist es wieder bewölkt, die Landschaft deswegen aber nicht weniger schön. Lange sitzen wir hier und genießen den Ausblick. Zurück im Homestay bekomme ich einen Ananaspancake zum Frühstück, dann spaziere ich los, um einige Tempel zu besichtigen. Am schönsten ist der Pura Melanting. Ein Besuch hier soll Erfolg und Geld bringen. Viele Geschäftsleute aus ganz Bali kommen her, um ihre Opfergaben an die Götter zu überreichen und zu beten.

 

Ohne den Nationalpark zu besuchen, kann ich Pemuteran natürlich nicht verlassen. Ich buche also eine Schnorcheltour mit einer kleinen Gruppe. Schon die Bootsfahrt ist schön. Das gibt mir genau das Gefühl von Freiheit, was ich auf Reisen so mag. Als erstes halten wir direkt im Nationalpark, schnorcheln und haben Zeit die Insel zu erkunden. Hier gibt es auch einige Rehe. Was für ein ungewöhnliches, aber schönes Bild sie hier direkt am Strand zu sehen. Wir essen landestypisch zu Mittag bevor es zum nächsten Stopp weitergeht. Die Riffe hier sind wirklich gut erhalten, ich versuche mich auch im Freediving das steile Korallenriff hinab und entdecke wieder eine Riesenschildkröte sowie Anemonenfische, Drückerfische und mehr. Leider gibt es dennoch viel Müll. In der Regensaison ist das ein besonderes großes Problem, erklärt unser Bootsführer. Es wird täglich so viel Müll angeschwemmt, dass Clean-Ups erst zum Ende der Regenzeit Sinn machen. Dennoch kann ich hier abtauchen, einfach genießen und all die schönen Erlebnisse der letzten Wochen sacken lassen.