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Der Osten Balis

 

Mit ein paar Mädels aus dem Camp fahre ich für einen kurzen Zwischenstopp nach Kubu. Hier kann man sehr gut tauchen. Ich war aber gerade gestern und möchte mit Shauna daher in einem schicken Hotel bei einem Ananasshake entspannen. Shauna ist halb Schweizerin und halb Japanerin. Sie kommt aus dem französischen Teil der Schweiz, daher sprechen wir Englisch. Sie ist auch eher ein ruhiger, nachdenklicher Typ. Darum verstehen wir uns gut und reden viel über Gott und die Welt. Aber am Nachmittag ist die Woche und unsere Zeit zu Ende. Es ist schade sie zu verabschieden. Ein bisschen hatte ich mich schon an sie gewöhnt. Aber so ist das auf Reisen ständig. Man lernt neue Leute kennen und verabschiedet sich wieder. Und so treffe ich kurz danach Franzi aus Thüringen. Sie hat 6 Monate Backpacking durch Südostasien hinter sich und will morgen nach Hause fliegen. Ein ganzes Jahr war geplant. Doch der ständige Ortswechsel reicht ihr und eine Aufgabe fehlt. Dennoch schwärmt sie sehr von ihren Erlebnissen. In unserem schicken Hostel sitzen wir lange zusammen, essen und reden übers Reisen und besonders ihre Erkenntnisse nach 6 Monaten allein unterwegs.

 

Amed

Der Küstenort Amed ist einer der Orte zum Tauchen. Doch nach dem Tauchen in Tianyar und da ich das berühmte Schiffswrack bei meinem letzten Urlaub hier vor 2 Jahren bereits gesehen habe, mache ich mir einfach eine entspannte Zeit, genieße die chilligen Lokale und gehe schnorcheln. Das kann man hier einfach vom Strand aus. Schon nach ein paar Metern beginnt das Riff, wo ich viele bunte Fische entdecke. So schwimme ich durch die ganze Bucht, gemeinsam mit Doktorfischen, Drücker- und Halfterfischen. Weiter draußen werden es noch mehr. Dort sehe ich einen großen Schwarm mit Feldwebelfischen. Ich schwimme darauf zu und bin plötzlich mitten drin. Es sind so viele Fische um mich herum, dass ich für einen Moment die Orientierung verliere.


Leider entdecke ich auch viel Müll, Plastiktüten, Becher, Eispapier. Es ist so viel, dass ich anfange es einzusammeln. So viel ich tragen kann, nehme ich mit raus. Ich entsorge es in einem Strandrestaurant und will gar nicht darüber nachdenken, ob es vielleicht wieder im Meer landet. 

 

Am Nachmittag gehe ich die Klippe am Ende der Bucht hinauf und halte hier und da für einen Shake oder einfach um die Aussicht zu genießen. Ein Restaurant ist besonders schön, mit ganz vielen Sitzkissen und Chilllounges auf dem gesamten Grundstück. Zum Ausklang des schönen Tages nehme ich hier an einer Yogastunde mit wunderschönem Ausblick teil.


 

 

Von Amed aus fahre ich in Richtung Tirta Gangga. Den besonders hübschen Tempel habe ich auch schon in unserem letzten Urlaub gesehen und gehe daher ein Stück weiter zum Baumkronenkletterpfad, nach Empfehlung meines Reiseführers. Ein sehr schöner Ort mit Schaukeln und den für Bali typischen Nestern. Die Brücken und Leitern führen bis in die Baumkronen. Von ganz oben darf ich wieder einen tollen Blick auf den Vulkan und die herrlich grüne Landschaft genießen.


Nach diesem kleinen Zwischenstopp geht es weiter, zum ersten Mal mit Grab, was sehr gut funktioniert und die günstigste Methode hier ist. Es geht nach:

      

Sidemen

Der kleine, sehr ruhige Ort ist ebenfalls eine Empfehlung meines Reiseführers. Er ist umgeben von wunderschöner Landschaft und vielen Reisterrassen. In einem Artikel wird er als Ubud vor 20 Jahren bezeichnet. Hier gibt es kein Hostel und so buche ich 3 Nächte in einem süßen Homestay und wohne bei einer balinesischen Familie, die mich sehr herzlich begrüßt. Der Ausblick von meinem Zimmer ist wunderschön! Zudem genieße ich es das Bad für mich allein zu haben und keine Rücksicht nehmen zu müssen, wenn ich früh aufstehe. Dann wird mir das üppige Frühstück mit Rührei, Obstsalat und Pancakes auch noch auf den Balkon gebracht.


Am Abend bastele ich im Wohnzimmer der Familie mit den Frauen wieder die Opfergaben für den großen Feiertag, Galungan, auf den sich alle besonders freuen. Dieses Mal versuche ich mich auch am Schnitzen der Palmblätter, was sich als sehr schwierig herausstellt. Von den Frauen, die genauso alt sind wie ich, bekomme ich auch eine Restaurantempfehlung. Dort angekommen begrüßt mich die Kellnerin schon fröhlich und zeigt mir ein Video vom Basteln mit ihren Freundinnen. In dem noch sehr untouristischen Ort, wo jetzt in der Nebensaison und Regenzeit besonders wenig Touristen sind, scheine ich die Sensation zu sein :)

 

Am nächsten Morgen mache ich mich bei leichtem Regen auf die Gegend bei einem Spaziergang zu erkunden. Das authentische Dorf genieße ich sehr, Kinder spielen auf der Straße, die Bewohner lächeln freundlich und grüßen mich alle. Gegen eine kleine Spende darf ich die Reisterrassen auf eigene Faust erkunden. Und so laufe ich glücklich durch die Reisfelder und fühle mich wie Julia Roberts in Eat Pray Love. Die Landschaft leuchtet in einem satten Grün, ich bin umgeben vom Mount Batur und in Nebel gehüllte Berge. Hin und wieder beobachte ich Leute bei der Feldarbeit. Ein steiler Weg führt mich durch ein Palmendickicht bis an die Spitze der Reisterrassen, wo ich wieder einen tollen Ausblick genieße. So spaziere ich noch stundenlang weiter. Zum Abschluss darf natürlich auch das Essen mit Aussicht nicht fehlen.

 

Sehr glücklich und noch etwas verträumt laufe ich zurück ins Dorf. Plötzlich wird es hektisch auf der anderen Straßenseite und ich höre ein Quieken. Ich beobachte einige Männer wie sie ein Schwein an einer Bambusstange festbinden. Ich will das nicht sehen und gehe schnell weiter, werfe aber leider dennoch einen kurzen Blick rüber. Genau in dem Moment sticht einer der Männer in die Kehle des Schweins. Ich gehe schnell weiter und höre das Quieken langsam verstummen. Tränen laufen mir übers Gesicht. Das gleiche Szenario erlebe ich in der nächsten Straße. 3 weitere Schweine fahren, eingesperrt in kleine Boxen, auf einem Laster an mir vorbei. Sie erwartet das gleiche Schicksal. Es scheint gerade die Zeit für die Opfergaben für Galungan zu sein. Den ganzen Tag bin ich geschockt und mitgenommen. Die Bilder und Geräusche gehen mir nicht aus dem Kopf. Ich bin extra in so ein kleines Dorf gefahren, um die Traditionen des Feiertages mitzuerleben. Aber darauf hätte ich gern verzichtet. Seit einiger Zeit, besonders in Bali, habe ich schon weniger Fleisch gegessen. Jetzt werde ich erstmal komplett darauf verzichten. Schon beim Gedanken an Fleisch wird mir richtig schlecht. Vielleicht hält es nicht für immer an, aber wenn, möchte ich auf jeden Fall bewusster Fleisch essen.

    

 

Vulkan Batur

Ich wollte unbedingt die Sonnenaufgangstour zum Vulkan machen. In Bali gibt es 2 Vulkane, beide aktiv. Mit etwas über 3.000 m ist der Gunung Agung die höchste Erhebung der Insel. Für Balinesen ist es die heilige Stätte ihrer Götter. Hin und wieder spuckt er Asche und Vulkangestein. Daher wird eigentlich empfohlen dem Vulkan nicht zu nahe zu kommen. Dennoch werden Touren angeboten, es ist einfach eine zu gute Einnahmequelle. Ich habe mich aber für die sichere und einfachere Tour auf den 1.717 m hohen Batur entschieden, dieses Mal als Tourivariante mit Taxi und Guide, der mich hochführt. Schon 2 Uhr morgens geht es los. Von Sidemen fahren wir eine Stunde. Dann sind 2 Stunden für die Wanderung geplant, sodass wir noch genug Zeit bis zum Sonnenaufgang haben. Mit Taschenlampen gehen wir bei völliger Dunkelheit los. Ohne Ketut, meinen Guide, hätte ich mich hoffnungslos verlaufen. Der Trek fängt leicht an, wird dann aber richtig schwer. Ketut geht den Weg fast jeden Tag und legt ein ordentliches Tempo vor. Er passt gut auf mich auf, weist mich auf schwierige Stellen hin und zieht mich an einigen großen Felsen hoch. Nach schon 1,5 Stunden sind wir an diesem Morgen die erst auf dem Gipfel. Ich werde gefragt, ob ich viel Sport treibe, fühle mich aber gar nicht fit, sondern nur völlig fertig. Leider fängt es dann kurz vor dem Sonnenaufgang an zu regnen. Dennoch kann ich jetzt erst einmal die schöne Lava-Landschaft bewundern. Trotz des schlechten Wetters habe ich von hier einen schönen Blick auf den gegenüberliegenden Agung und den dazwischen befindlichen See. Auf dem Rückweg gehen wir am Krater entlang und können die Hitze der Lava an einigen Steinen spüren und Gase aufsteigen sehen. Die letzten Eruptionen gab es hier im Jahr 2000. In 2018 wurde eine leichte Aktivität wahrgenommen und befürchtet er könnte erneut ausbrechen. Heute wird es aber als sicher eingestuft ihn zu betreten.


 

Galungan

Heute ist der große Feiertag. Darum fahre Ich schon früh zum Pura Besakih, dem Muttertempel. In Bali braucht alles ein Gegenstück. Das Gute und Böse werden im traditionellen Barongtanz dargestellt. Der Vulkan Gunung Agung, als dem Himmel nächster Punkt, braucht auch ein Gegenstück. Das ist der Muttertempel Besakih, der bedeutendste und heiligste der über 20.000 Tempel hier. Er liegt am Hang des Vulkans und die einzelnen Tempel auf dem Gelände sind durch viele Treppenstufen miteinander verbunden. In der langen Straße, die hinauf zum Tempel führt, gibt es viele Geschäfte, die heute früh aber alle geschlossen sind, da die Einheimischen sich frei nehmen. Zumindest am Morgen, wenn die Gaben überbracht werden. Der Feiertag ist ähnlich bedeutend wie Weihnachten für uns. Statt eines Weihnachtsbaumes hat jede Familie ein Penjor, ein aus Bambus und Palmblättern hergestellter Schmuck, der mit Früchten und anderen Gaben behängt wird. Statt Geschenke werden den Göttern Opfergaben überbracht. Dazu geht die Familie gemeinsam in schönster traditioneller Kleidung zum Tempel. Die Frauen tragen dabei die Gaben in Körben auf dem Kopf und alle verteilen sie gemeinsam in verschiedenen Tempeln, meditieren und beten, mit Räucherstäbchen und heiligem Wasser wird alles gesegnet.


Ebenso wie Thaipusam, das ich in einem Tempel nahe Kuala Lumpurs miterleben durfte, ist auch Galungan ein hinduistisches Fest. Und dennoch ganz anders. Viel ruhiger und andächtig feiern die Balinesen. Generell ist die Mentalität hier eine ganz andere. Ich bin sehr froh um beide Erfahrungen, denn die Vielfalt macht die Welt doch so interessant.