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Freiwilligenarbeit


Während meiner Reise wollte ich unbedingt wieder etwas Gutes tun und dem Land und Leuten wenigstens etwas zurückgeben für all die schönen Erfahrungen und Erlebnisse, die ich mitnehme. Zufällig bin ich noch Zuhause auf die Website der North Bali Reef Conservation gestoßen. Es ist eine gemeinnützige Organisation im kleinen Ort Tianyar im Norden Balis, die sich für die Erhaltung der Korallenriffe und Unterstützung der lokalen Bevölkerung einsetzt. 


Umweltprobleme betreffen die ganze Welt, in Asien ist dies besonders schlimm und sofort sichtbar. Die Müllberge an Straßenrändern kann wohl kaum jemand übersehen. Hier gibt es keine organisierte Müllentsorgung oder Recyclingsysteme, sehr viel Müll landet im Meer. Zum Schutz der Meere und Erhaltung der Artenvielfalt wurde die North Bali Reef Conservation daher in 2017 gegründet. Im kleinen Ort Tianyar arbeiten weit abseits der Hotelburgen Freiwillige aus aller Welt gemeinsam mit den Dorfbewohnern an diesen Zielen. Das Programm hat mich sofort angesprochen und noch von Zuhause aus habe ich eine Woche ehrenamtliche Tätigkeit organisiert.


Der Ort gefällt mir sehr. Hier gibt es keinen Tourismus, sondern ich kann einen Einblick in das ursprüngliche balinesische Leben bekommen. Für die Freiwilligen stehen Hütten ganz nah am Strand. Es sind einfache Bambushütten, nur mit einer Matratze und Moskitonetz. Eine Tür gibt es nicht, nur einen Vorhang. Ich habe eine Hütte für mich allein. Alles ist sehr spartanisch, aber völlig ausreichend. Wenn ich einschlafe und aufwache, höre ich nur Meeresrauschen. 


Neben dem Marineprogramm, welches ich gewählt habe, gibt es auch ein Programm, bei dem man in der örtlichen Schule Englisch unterrichtet. Die Erfolge davon merke ich schnell. Bei einem Spaziergang durchs Dorf winken mir viele Kinder zu, sprechen mich auf Englisch an und sind sehr interessiert.


Für die Arbeit hier muss ich wie bei jedem Ehrenamt in Asien zahlen. Für die Verhältnisse hier ist es sogar relativ teuer. Etwa 270€ pro Woche werden für die Unterkunft und Verpflegung fällig, zudem ist es eine Aufwandspauschale und gleichzeitig Spende für das Dorf. Da ich einige der Bewohner kennenlernen konnte, finde ich es absolut angemessen und unterstütze sie gern.


Ich treffe hier wieder Leute aus der ganzen Welt, Amerikaner, Inder, Asiaten, Europäer, wie immer auch einige Deutsche. Sie sind alle sehr aufgeschlossen und beziehen mich sofort mit ein. Die Freizeit gestalten viele gemeinsam mit schnorcheln, Filmeabenden und Gesellschaftsspielen. Alle verstehen und arbeiten gut zusammen. Dabei ist es egal, wie man aussieht, woher man kommt oder woran man glaubt. Wir sind einfach alle Menschen, die sich für die gleiche Sache einsetzen.


Die Arbeit ist eher entspannt, jeder macht nur das, was er möchte, es gibt keinen festen Zeitplan oder Zwänge und ist damit viel lockerer als das Elefantencamp im letzten Jahr. Meist arbeiten wir etwa 4 Stunden pro Tag. Nach einer kurzen Einführung am ersten Tag sammeln wir am Strand Müll, der angeschwemmt wurde. Diesen, hauptsächlich Strohhalme und Plastikbecher, zerschneiden, sortieren und reinigen wir. Anschließend kommt er in die Schreddermaschine. Das zerkleinerte Plastik wird dann in einer anderen Maschine verflüssigt und in Formen gepresst. Wir stellen so Fließen daraus her, die die Bewohner für den Ausbau ihrer Häuser nutzen können. Weiterhin haben wir Schränke gezimmert, in denen die verschiedenen Plastikarten schon vorsortiert werden können.


Eine der Hauptaufgaben, die täglich anfällt, ist der Bau von Betonfiguren. Diese werden später im Meer versenkt und dienen als Korallenersatz. Durch die raue Oberfläche können sich Algen gut anlagern und sie ähneln sehr der natürlichen Struktur. Für die Figuren graben wir Löcher für die Füße. Diese werden mit Zement gefüllt, verbunden und geformt. Dabei kann man sich kreativ einbringen. Um Hohlräume zu erhalten, in denen sich Fische verstecken können, nutzen wir Sand, der überzementiert und später ausgespült wird. Sobald die Figuren getrocknet sind, buddeln wir sie aus, tragen sie aufs Boot und werfen sie ins Wasser. Einmal pro Woche dürfen wir dann tauchen und in 2er Teams die Betonklötze unter Wasser tragen und gut platzieren. Das ist mal was ganz anderes als ein Fun Dive! Es hinterlässt einige Kratzer, kostet viel Kraft und Luft. Etwas bleibt aber noch um danach das Riff zu erkunden und zu sehen, welcher Erfolg bereits erzielt wurde. Die älteren Figuren haben sich bereits in die Landschaft integriert, Pflanzen haben sich angelagert, Fischschwärme tummeln sich ringsherum! Die Arbeit lohnt sich also :)

Tianyar ist ein Fischerort und so habe ich mit einer anderen Freiwilligen das Glück einen der Fischer ganz früh morgens noch vor Sonnenaufgang begleiten zu können. Auf das Boot passen auch nur 3 Personen. Wir fahren raus und können so den Strand sowie den Vulkan Batur von hier aus bestaunen und einen ganz besonderen Sonnenaufgang genießen. Zudem beobachten wir die Fischer bei ihrer Arbeit. Wir ziehen eine lange Angelsehne mit ganz vielen Ködern hinter uns her und fahren so quer durch die ganze Bucht. Dann schaut der Fischer ganz aufgeregt und sagt etwas auf indonesisch. Wir verstehen nichts, doch erkennen bald, was er meinte. Neben uns tauchen plötzlich viele Delfine auf, eine sg. Schule. Es ist der Wahnsinn. Sie finden die Boote scheinbar aufregend und bleiben immer in der Nähe. Ein paar Mal springen sie hoch und tauchen auf, dann sehen wir sie ein paar Minuten nicht. Dann wiederholt sich das Ganze immer wieder. Es ist als würden sie uns grüßen und spielen wollen. Was für ein besonderer Moment. Wir freuen uns beide riesig und können unser Glück kaum fassen. Daran werde ich noch lange denken <3


Als wäre das nicht schon genug für einen Tag, habe ich später das Glück, eine balinesische Familie in ihrem Zuhause besuchen zu können. Beim Spaziergang durch das Dorf, habe ich eine Frau beim Verteilen der hübschen Opfergaben beobachtet und gesagt wie schön und interessant ich das finde. Daraufhin hat sie mich eingeladen, diese mit ihr gemeinsam zu basteln. Sie stellt mir ihre Familie vor, zeigt mir das Haus und den Tempel. Ihre Tochter ist 16 Jahre alt und kann aufgrund der gemeinnützigen Arbeit Englisch lernen. Sie spricht sehr gut, erklärt mir vieles über die Traditionen und übersetzt zwischen der Familie und mir. Die Opfergaben werden jeden Tag hergestellt und für die Gebete verwendet. Auch wenn man keinen Grund zum Beten hat, sollte man sich wenigstens bedanken, für sein Leben, die Familie und Gesundheit. Was für eine schöne tägliche Routine!


Heute werden besonders viele der Opfergaben gebastelt, denn nächste Woche ist ein großer Feiertag, Galungan, für den die Tempel gereinigt werden müssen. So bereite ich mit den Frauen der Familie die Schalen aus Palmblättern sowie Kokosnussschalen vor und befülle sie mit Blüten, Gräsern und Reis. Dafür darf ich nur die "gute" Hand, die rechte, benutzen. Die Zutaten muss die Familie einkaufen, es fließt also eine Menge Geld in die religiösen Rituale. Gebetet werden sollte 3 Mal täglich. Sri erzählt, dass es manchmal nicht so oft möglich ist, da das Geld für die dafür notwendigen Gaben fehlt. Sie lässt ihrer Schwester, der es wohl nicht so gut geht, daher oft den Vorzug. Generell ist sie bereits sehr vernünftig und reif. Ihr großer Traum ist es, einmal in einem Hotel als Rezeptionistin zu arbeiten. 


Für die besondere Reinigung werden neben den Blumenschalen auch Tiere geopfert. Ein Schwein, was ich am Tag zuvor noch grunzen hören habe, wurde nun geschlachtet und gegrillt, ebenso wie mehrere Hühner. Das ist Aufgabe der Männer, die ganze Familie hilft den großen Tag vorzubereiten. Nachdem die Tiere dem Gott offeriert wurden, isst die ganze Familie davon und teilt mit weiteren Dorfbewohnern. 


Was für ein besonderer Tag! 

Die Woche hier ging schnell vorbei. Zugegeben, wir hätten mehr arbeiten und schaffen können. Dennoch denke ich, es ist besser wenigstens etwas zu tun als nichts. Wenn jeder so denkt, können wir gemeinsam viel erreichen und unsere schöne Welt noch lange erhalten!


Ganz besonders habe ich es hier genossen, Einblicke in das balinesische Leben, abseits des Tourismus, zu bekommen und bin sehr froh diesen Einstieg für die schöne Insel gewählt zu haben.