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Kuala Lumpur

 

Von Singapur nehme ich den Bus nach Kuala Lumpur. Nach etwa einer Stunde sind wir schon an der Grenze zu Malaysia, etwas später halten wir an einem Rastplatz mit einem Markt. Hier bekomme ich einen kleinen Kulturschock. Die Menschen hier sind sehr viel ärmer, es ist schmutziger, die Gebäude sind zerfallen, die Toilette ist ein Loch im Boden. Und das nur ein paar Stunden von der glänzenden Metropole Singapur entfernt. Doch hier entdecke ich mehr Persönlichkeit, viele freundliche Gesichter und köstliche Gerichte, die ich alle probieren möchte. Auf den ersten Eindruck ist es dem angrenzenden Thailand sehr ähnlich, später entdecke ich Gemeinsamkeiten mit Indien und auch Indonesien (besonders die Sprache und das Essen), sodass mein Halt in Kuala Lumpur eine gute Einstimmung auf Bali ist. Wir fahren weiter durch eine herrlich grüne Landschaft. Mitten durch den Urwald wurde eine Schneise für die Straße gezogen: Auf beiden Seiten sind Hügel voller Palmen, ganz unberührt und wunderschön.

 

In Kuala Lumpur habe ich mir ein Hostel etwas außerhalb des Stadtzentrums ausgesucht, dafür mit einer tollen Aussicht. Im 34. Stock direkt am Fenster steht mein Bett für die nächsten 3 Nächte. Zudem gibt es einen Infinity Pool mit traumhaftem Blick auf die Twin Towers und die Skyline, besonders ganz früh am Morgen, wenn die Sonne hinter den Twins aufgeht!

 

Die Rezeptionistin ist besonders freundlich und erzählt gern von ihrer Kultur. Von ihr bekomme ich einen tollen Restauranttipp. Auf dem Weg dorthin fängt es heftig an zu regnen. In manchen Straßen steht mir das Wasser knöchelhoch, doch der Hunger treibt mich an und so genieße wenig später mit komplett nasser Kleidung das erste Nasi Goreng meiner Reise. Doch bei Temperaturen über 30 Grad ist das ok ;) Als Beilage sind hier verschiedene Brote, eine Art Crepe (Roti) sowie ein Fladenbrot (Naan) mit verschiedenen Dips typisch. Zum Frühstück gibt es hier Nasi Lemak: Kokosreis, ein Spiegelei, getrocknete Sardellen, Gurken, geröstete Erdnüsse und Chilisoße. Beim nächsten Mal bestelle ich alles weniger scharf, ansonsten ist es sehr lecker. 

 

Nach dem wundervollen Sonnenaufgang im Hostel fahre ich am nächsten Morgen ins Zentrum und sehe mir als erstes die Petronas Towers an. Mit 452 Metern viele Jahre der höchste Bau der Welt ist das Gebäude schon von außen beeindruckend. Kaum vorstellbar, dass der Burj Kalifa fast doppelt so hoch ist! Auch von oben ist es einmalig. Erst dürfen wir auf die Brücke zwischen den Türmen in 170 m Höhe, dann auf die Aussichtsplattform in 370 m Höhe.

 

Von oben sehe ich den schönen KLCC Park vor den Zwillingstürmen. Das ist mein nächstes Ziel. Alles ist sehr schön angelegt und gepflegt. Perfekt um die Eindrücke nochmal sacken zu lassen. Hier lasse ich mir von einem Straßenhändler eine Kameralinse aufschwatzen, die man an das Handy steckt und Weitwinkel- oder Makroaufnahmen machen kann. Dazu gibt's einen Restauranttipp. Erst will er mir ein schickes Hotel empfehlen. Ich frage, wo er essen würde und lande in einem heruntergekommenen Einkaufszentrum, direkt um die Ecke. Wahrscheinlich hätte ich es ohne Empfehlung nie wahrgenommen. Doch das Essen hier ist köstlich. Nur mit Einheimischen esse ich in einem Buffetrestaurant und schauffele mir den ganzen Teller voll mit Köstlichkeiten, teilweise weiß ich nicht genau, was es ist. Alles kostet mich umgerechnet etwa 1,20€. Tee und eine Brühe aus Hühnerbeinen gibt es kostenlos dazu, soviel ich will. Es ist wirklich sehr günstig hier. Mein Hostel mit Pool und Aussicht kostet nur 12€ pro Übernachtung, ein Metroticket 0,50€. Vor den Türmen entdecke ich sogar einen kostenlosen Bus, der in den Stadtteil Bukit Bintang fährt. Hier gibt es gute Möglichkeiten einzukaufen. Das Angebot und die Preise verlocken sehr, aber eigentlich brauche ich nichts und kann ohnehin nichts mehr in meinem Rucksack unterbringen. Meine Tour setze ich mit einem Spaziergang vorbei am Menara/ KL Tower (421 m hoher Fernsehturm, ebenfalls Wahrzeichen der Stadt) in Richtung Chinatown fort. Zuerst besuche ich den Central Market, dann die berühmte Petaling Street. Hier findet man viele schöne, z.T. handgearbeitet Souvenire. Bis abends spaziere ich durch die Straßen und sauge die vielen Eindrücke auf. 

Am nächsten Tag möchte ich die Batu Caves besuchen (Batu = malaiisch für Stein). Diese liegen etwa eine halbe Stunde mit dem Zug nördlich des Stadtzentrums. Die Kalksteinhöhlen selbst sind schon einen Ausflug wert. Hier gibt es mehrere Hindutempel. Eigentlich sind die meisten Einheimischen hier Muslime, viele Frauen tragen Kopftücher, doch die Höhlen sind eine hinduistische Gebetsstätte und werden u.a. von vielen Indern besucht. Das Highlight ist die größte Höhle, die man über 272 Treppenstufen erreicht. Die davor nicht zu übersehende knapp 43 m hohe Statue stellt den Gott Murugan dar und ist unglaublich beeindruckend.

 

Zudem hatte ich das große Glück, das heute (08.02.2020) eines der größten Hindufeste gefeiert wird: Thaipusam. Pusam bezieht sich auf einen Stern, der heute seinen höchsten Stand erreicht hat, Thai ist der Name des tamilischen Monats. In Gedenken an den Gott Murugan werden Opfergaben die vielen Treppenstufen hinaufgetragen. Frauen tragen meist Schalen mit Gaben auf dem Kopf und haben hübsche Kleider an, Männer haben teilweise sehr schmerzhaften Körperschmuck und tragen die Kavadi: Mit Federn, Stoffen, Figuren und Ketten geschmückte, schwere Gestelle. Alle paar Stufen müssen sie absetzten, Kraft tanken, bekommen Wasser und führen mit Räucherstäbchen eine zeremoniellen Reinigung durch. Es ist alles sehr aufregend und ziemlich verrückt: Riesige Menschenmassen besuchen das Fest, aus den Lautsprechern tönen Ansagen, dann neben mir Trommeln und Gesang, überall Räucherstäbchen, alles bei 35 Grad. Ich finde es toll und genieße es sehr einen solchen Einblick in die Kultur bekommen zu können. 

 

Generell hat Malaysia mich sehr begeistert und neugierig auf mehr gemacht. Leider habe ich nur 3 Tage in Kuala Lumpur, möchte aber sehr gern wiederkommen und noch mehr von diesem interessanten Land entdecken.