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Wat Pa Tam Wua

Etwa 1.5 Stunden von Pai entfernt liegt das buddhistische Kloster mitten im Wald zwischen Bergen, überall Palmen, es fließt ein kleiner Bach. Die Lage ist traumhaft und perfekt zum Entspannen.

 

Sonnenaufgang
Sonnenaufgang

Ich hatte dort allerdings keinen guten Start. Die Unterbringung erfolgt im Gemeinschaftsraum mit etwa 20 Frauen. Ich schlafe auf dem Boden nur mit einer dünnen Yogamatte. Das ist erstmal kein Problem, aber überall sind Ameisen. Ich suche mir deshalb einen anderen Platz. Etwas besser. Dann wollte ich die Toilette benutzen. Diese war bis oben hin voll und verstopft. Ich verkneife es mir und denke drüber nach in den nächsten Tagen nichts zu essen oder trinken. Ich fühle mich sehr unwohl, kann bei meiner ersten Meditationsstunde nicht entspannen. Die erste Nacht war auch schrecklich: Der Boden ist zu hart und ich habe sehr gefroren. Nachts sind so weit im Norden Thailands nur zwischen 5 und 10 Grad. Am nächsten Morgen war ich kurz davor wieder abzureisen. Jemand erzählt mir aber beim Frühstück von seinen Erfahrungen mit Meditation. Er hat schon viele Kloster in verschiedenen Ländern besucht und meinte es wäre am Anfang sehr schwer. Man braucht viel Zeit, Geduld und muss sich richtig darauf einlassen. Ok, ich gebe dem Ganzen eine Chance. Bei den folgenden Meditationsstunden kann ich besser abschalten. Jetzt sind auch wieder angenehme knapp 30 Grad.

 

Insgesamt wird etwa 6 Stunden täglich meditiert, abwechselnd im Sitzen, Liegen oder Gehen beim Spaziergang durch den wunderschönen Garten und Wald. Besonders die Gehmeditation gefällt mir. Im Sitzen brauche ich einige Zeit bis ich eine bequeme Position gefunden habe. Eine Stunde im Schneidersitz ist unglaublich schmerzhaft.

Im Kloster gibt es nur 2 Mahlzeiten: Frühstück und Mittagessen um 11. Dann nichts mehr. Bevor wir essen, bekommen immer erst die Mönche Essensgaben. Morgens bekommen sie Reisgaben: Alle setzen sich in eine Reihe. Erst Männer, dann Frauen, jeder mit einem Teller Reis vor sich. Jeder Mönch bekommt dann von jedem einen Löffel Reis in seine Schale. Dann wird ein Gebet gesprochen. Erst dann dürfen wir zum Buffet.
Die Gerichte sind eintönig. Es gibt meistens nur Reis mit Gemüse und Brühe, alles ungewürzt. Wenn man schnell am Buffet ist, bekommt man vielleicht noch eine Banane oder Mandarine. Fleisch ist auf dem gesamten Gelände verboten. Ich dachte das würde der schwierigste Teil für mich werden. Aber so schlimm war es gar nicht. Essen bekommt einfach einen ganz anderen Stellenwert. Es ist einfach eine Notwendigkeit, kein Genuss. So großen Hunger hatte ich auch nicht und ja sowieso keine Wahl. Nach ein paar Tagen fühle ich mich sogar besser und entschlackt. 

 

Bei allen Abläufen im Kloster ist der Stellenwert der Mönche in der thailändischen Gesellschaft deutlich zu spüren. Sie haben den höchst möglichen Stand. Auch im Skytrain in Bangkok hängen überall Schilder mit dem Hinweis, dass man Mönchen immer einen Platz anbieten muss, noch vor Alten, Kranken oder Schwangeren! Am Flughafen haben sie eigene Sofas. In keiner Schlange müssen sie warten, sondern sind immer zuerst dran.

Zwischen oder während der Meditationsstunden wird immer wieder gesungen und Vorträge gehalten. Was ich sehr gut fand: Es wird nicht gelehrt an etwas bestimmtes zu glauben, sondern immer alles realistisch zu sehen. Man soll die Welt objektiv wahrnehmen und sich unabhängig davon, was andere glauben, ein eigenes, reelles Bild machen. Weiterhin geht es häufig darum, wie das Thema Glück im Buddhismus betrachtet wird. Es gebe das falsche Glück, welches durch materiellen Besitz sowie äußere Einflüsse erzeugt wird, z.B. ein Haus, ein Auto oder auch das Wetter, Essen, andere Menschen. Doch all das kann einem genommen werden, sodass dieses Glück nicht von Dauer sei. Dagegen bleibe das wahre Glück einem dauerhaft erhalten. Das sei die innere Zufriedenheit mit sich selbst, die man durch Achtsamkeit und Konzentration erreiche. Die Meditationsübungen sollen dabei helfen. Zu Beginn soll man Atemübungen machen, an nichts denken, dabei den Atem intensiv spüren. Bei der Gehmeditation soll man die Bewegungen des Körpers genau wahrnehmen. Später soll das auf alle Tätigkeiten im täglichen Leben übertragen werden. Schon beim Aufwachen soll man den ersten Atemzug bewusst spüren usw.

Es wurde der Rat gegeben alles zu akzeptieren wie es ist, Schmerz, das Leben, den Tod, sowie zu akzeptieren, dass alles vergeht, dass Glück kommt und geht usw.

Es wurde uns auch empfohlen während des Aufenthalts zu schweigen. Dafür gab es Anstecker, sodass alle Bescheid wissen und einen nicht ansprechen. Das soll die beste Erfahrung überhaupt sein und die Meditation sehr unterstützen. Ich habe das nicht gemacht. Es wird aber insgesamt sehr wenig dort geredet und auch nur leise aus Rücksicht auf die Schweigenden. Mein Handy habe ich auch nur kurz für ein paar Fotos genutzt. Da bleibt einem wirklich nur Meditation, Gedanken und einfach die schöne Umgebung zu genießen. 

Was mir in der buddhistischen Weltanschauung völlig widerspricht ist die Rolle der Frau. Frauen werden als unrein gesehen. Sie dürfen Mönche nicht berühren oder ansprechen. Die Reisgaben machen immer Männer zuerst. Frauen durften im Kloster nicht aus derselben Schale den Reis nehmen wie Männer. Es gibt einen separaten Tisch am Buffet. In den ersten drei Reihen bei der Meditation durften nur Männer sitzen. In Chiang Mai habe ich einen Tempel besucht, bei dem zu einem Raum Frauen keinen Zutritt hatten.

Dennoch ist ja nicht alles nur schwarz oder weiß. Ich werde also keine Buddhistin, finde aber einige Ansichten sehr gut und interessant, vieles hat mich zum Nachdenken gebracht. Mit dem Thema Achtsamkeit hatte ich mich schon öfter beschäftigt und versuche das auch weiterhin in mein Leben einzubauen. Die Meditation tat mir auch sehr gut und ich möchte das hin und wieder beibehalten. Die Umgebung und dort habe ich sehr genossen und fühle mich danach wirklich entspannt. Durch das sehr einfache Leben besinnt man sich auch wieder auf das Wesentliche, schätzt Komfort mehr, sodass ich insgesamt sehr froh bin, diese Erfahrung gemacht zu haben und das absolut empfehlen kann.